Monthly Archives: September 2015

Dankbar!

Volker2»Beginne den Tag mit einem Lächeln – das irritiert die Leute.« Der Spruch auf dem Tassen-Untersetzer machte mich stutzig. Warum sollte ein Lächeln irritieren? Sind fröhliche Menschen nicht eher ansteckend? Darf ich jetzt nur noch lächeln, wenn ich ich meine Umwelt verwirren will?
Der Satz geht mir nach. Tatsächlich schauen die meisten Menschen eher grimmig in die Welt. In der U-Bahn, auf der Straße, selbst in der Kirche: Die heruntergezogenen Mundwinkel sind all überall. Da ist es wirklich selten, wenn mal jemand lächelt.
Vermutlich ist vielen Menschen nicht zum Lächeln zumute. Am Morgen haben sie Angst vor dem, was der Tag bringt. Tagsüber ärgern sie sich über den Chef oder die Kollegen.
Und abends nerven die Kinder, der Partner oder die Rechnungen, die wieder im Briefkasten waren. Klar, dass der Schlaf da nicht erholsam sein kann.
Auch über die deutsche Wiedervereinigung, die vor 25 Jahren besiegelt wurde, freuen sich nicht alle Menschen. Manche hadern noch heute damit – weil sie ihrer Lebensperspektive beraubt wurden, weil ihre Lebenserfahrung plötzlich nichts mehr wert war, oder einfach, weil sie sich eine andere Art der Vereinigung gewünscht hatten. Doch bei den meisten überwiegt die Dankbarkeit. Damit sind die Probleme nicht einfach weg. Aber wer dankbar ist, gewinnt einen neuen Blick. Und so macht Dankbarkeit nicht nur fröhlich, sondern frei.
Volker Kiemle

Höchste Zeit!

Offensichtlich tut sich Deutschland schwer, einen normalen und sachlichen Umgang mit Flüchtlingen zu finden: Entweder es gibt Krawall oder Willkommensbeifall. Nach gewalttätigen Demonstrationen, Brandanschlägen und Hetzjagden gegen Flüchtlinge erleben wir jetzt eine fast euphorische Hilfsbereitschaft. Viele Menschen packen einfach zu und helfen – da sage noch einer, wir Deutschen würden ständig nach dem Staat rufen!
Folgerichtig sonnten sich die Abgeordneten des Bundestags bei der Generaldebatte am 9. September gerne im Licht, das die kollektive Hilfsaktion auf Deutschland wirft – und verdeckten damit ihr eigenes Versagen:
Es ist nicht wirklich überraschend, dass so viele Menschen nach Europa kommen. Krieg, Terror oder katastrophale wirtschaftliche Verhältnisse und die Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben treiben sie aus ihrer Heimat. Die Kriege werden auch mit deutschen Waffen geführt, deren Ausfuhr die Bundesregierung einfach stoppen könnte. Und die Regierung könnte die Hilfen für die Herkunftsländer der Flüchtlinge – etwa für den Balkan – kräftig aufstocken. Zudem haben es alle bisherigen Regierungen versäumt, ein richtiges Einwanderungsgesetz mit klaren Bestimmungen für die Integration zu schaffen, geschweige denn auf den Weg zu bringen. Stattdessen erschöpft sich die Politik in operativer Hektik und kurzfristigen Aktionen. Besonders lächerlich machen sich jene Politiker, die jetzt ein Einwanderungsgesetz fordern, aber nicht in der Lage sind, wenigstens einen Entwurf zu erarbeiten.
Dazu ist es höchste Zeit!

Volker Kiemle

Facebook, Twitter und Co: Was Eltern wissen müssen

Mobiltelefone, die ständig mit dem Internet verbunden sind, gehören zum Alltagsbild. Besonders Jugendliche sieht man kaum ohne diesen ständigen Begleiter. Doch viele Eltern wissen nicht, was ihre Kinder da machen und welche Gefahren es gibt. Volker Kiemle gibt einen kurzen Überblick.

Computer und Handys gehören für Kinder und Jugendliche zum Alltag. Fast alle 14- bis 24-Jährigen nutzen das Internet, bei den Jüngeren steigt die Nutzung stetig an. Dabei geht der Trend eindeutig zum »immer und überall«: Über Smartphones, also internetfähige Mobiltelefone, sind die jungen Menschen rund um die Uhr online.
Besonders beliebt sind sogenannte »Soziale Medien« (Social Media) wie Facebook, Whatsapp, Twitter und Instagram. Texte, Bilder oder Videos – kurz »Inhalte« genannt –, die dort veröffentlicht werden, verbreiten sich rasend schnell und können kommentiert werden.
Unterschiede gibt es in der Funktionsweise und Kontrolle, die man als Nutzer über die Verbreitung hat.
Twitter und Instagram sind so etwas wie virtuelle schwarze Bretter. Twitter ist textorientiert, Instagram in erster Linie eine Bilderwand. Wichtig: Jeder, der Zugang zum Internet hat, kann alle Inhalte sehen, die auf diesen Plattformen veröffentlicht werden. Und alle können alles teilen – also unter dem eigenen Namen veröffentlichen. Wer Twitter und Instagram nutzt, muss wissen, dass seine Inhalte unbeschränkt weitergegeben werden.
Bei Facebook und Whatsapp kann man dagegen den Nutzerkreis theoretisch einschränken. Mit Whatsapp lassen sich Nachrichten verschicken. Dabei greift das Programm auf das Adressbuch des Mobiltelefons zu und erkennt automatisch, wer von den dort eingetragenen Personen Whatsapp nutzt und empfangsbereit ist. Das ist praktisch, ist aber datenschutztechnisch problematisch. Die meisten Nutzer nehmen das um der Bequemlichkeit willen in Kauf.
Alle wissen alles Facebook ist mit mehr als 1,4 Milliarden aktiven Nutzern das größte soziale Netzwerk der Welt. Mehr als 900 Millionen loggen sich täglich ein. Für viele Menschen ist Facebook mittlerweile das Kommunikationsmedium schlechthin, im Minutentakt checken sie die Nachrichten. Das Besondere bei Facebook ist die Möglichkeit, sich die Menschen, mit denen man sich vernetzt, auszusuchen. Diese »Freunde« lassen sich zudem in Gruppen aufteilen, so dass man bei jeder verschickten Nachricht (»Post« genannt) den Empfängerkreis bestimmen kann. Wenn allerdings ein Freund meinen Eintrag kommentiert oder teilt, können auch seine Freunde diesen Eintrag und die Kommentare lesen.
Je nach Interaktion weiß damit das ganze Internet, was ich gestern gemacht habe.
Wichtig für Eltern sind auch die Altersgrenzen; bei Facebook sind das 13 Jahre. Es ist auch nicht erlaubt, dass Eltern für ihre Kinder ein Facebook-Konto anlegen.
Allerdings können Kinder bei der Anmeldung einfach ein falsches Alter angeben.
Auch wenn es möglich ist, die Verbreitung eigener Inhalte in gewissem Umfang zu kontrollieren: Das Internet vergisst nichts. Ein Foto, das einmal veröffentlicht wurde, kann man nie wieder zuverlässig löschen. Denn wer das Foto auf dem eigenen Computer sehen kann, kann es herunterladen und weiterverbreiten.

  • Unter dem Titel »Denn sie wissen, was sie tun!« gibt Volker Kiemle bei vier Vorträgen einen vertiefenden Einblick in die Welt von Facebook, Whatsapp, Youtube und Co. Dabei geht es um Chancen und Gefahren, um einen verantwortlichen Umgang und das, was Eltern wissen müssen.
    Termine und Orte: 15. September, EmK Tübingen, Friedenskirche
    29. September, EmK Winnenden, Jubiläumskirche
    12. Oktober, EmK Karlsruhe, Erlöserkirche
    5. November, EmK Nürnberg, Zionskirche.
    Beginn jeweils 19 Uhr
    Mehr über den Autor unter about.me/volkerkiemle