Dankbar!

Volker2»Beginne den Tag mit einem Lächeln – das irritiert die Leute.« Der Spruch auf dem Tassen-Untersetzer machte mich stutzig. Warum sollte ein Lächeln irritieren? Sind fröhliche Menschen nicht eher ansteckend? Darf ich jetzt nur noch lächeln, wenn ich ich meine Umwelt verwirren will?
Der Satz geht mir nach. Tatsächlich schauen die meisten Menschen eher grimmig in die Welt. In der U-Bahn, auf der Straße, selbst in der Kirche: Die heruntergezogenen Mundwinkel sind all überall. Da ist es wirklich selten, wenn mal jemand lächelt.
Vermutlich ist vielen Menschen nicht zum Lächeln zumute. Am Morgen haben sie Angst vor dem, was der Tag bringt. Tagsüber ärgern sie sich über den Chef oder die Kollegen.
Und abends nerven die Kinder, der Partner oder die Rechnungen, die wieder im Briefkasten waren. Klar, dass der Schlaf da nicht erholsam sein kann.
Auch über die deutsche Wiedervereinigung, die vor 25 Jahren besiegelt wurde, freuen sich nicht alle Menschen. Manche hadern noch heute damit – weil sie ihrer Lebensperspektive beraubt wurden, weil ihre Lebenserfahrung plötzlich nichts mehr wert war, oder einfach, weil sie sich eine andere Art der Vereinigung gewünscht hatten. Doch bei den meisten überwiegt die Dankbarkeit. Damit sind die Probleme nicht einfach weg. Aber wer dankbar ist, gewinnt einen neuen Blick. Und so macht Dankbarkeit nicht nur fröhlich, sondern frei.
Volker Kiemle

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