Monthly Archives: Februar 2015

Pfeil und Bogen

Wer mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat weiß, dass sie manchmal schwer zu verstehen sind. Manche Eltern verlieren mit der Pubertät zeitweise oder im schlimmsten Fall darüber hinaus den Draht zu ihren Kindern. Das schmerzt – ist es doch Gutes, was man dem Nachwuchs weitergeben will. Zwar ist klar, dass es zu allen Zeiten Spannungen zwischen Eltern und Kindern gab. Aber tröstet das in der konkreten Situation?
Für mich hat Elternschaft immer auch mit Demut zu tun: Demut vor dem neuen Leben, das mit einem Kind in das eigene, alte Leben kommt. Demut vor dem, was Kinder lehren. Und Demut vor den eigenen Erziehungsansprüchen, denen ich nur selten genüge.
Diese Demut hat der arabische Dichter Khalil Gibran (1883–1931) in wundervolle Worte gefasst: »Eure Kinder sind nicht eure Kinder«, schreibt er. »Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Ihr dürft ihnen Liebe geben, aber nicht eure Gedanken. Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.« Eltern sind für Gibran »Bogen, von denen die Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden«.
Daran orientiert sich letztlich auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in unserer Kirche: Das Ziel ist, »mit Kindern und Jugendlichen zu Jesus Christus zu gehen und bei ihm bleiben«. Ein gutes Ziel!

Volker Kiemle

Homosexualität und die EmK

Es ist eine schier unendliche Geschichte: Seit Jahrzehnten wird in der EmK um die Bewertung von Homosexualität gestritten. Wie gehen wir mit homosexuellen Menschen um? Wie mit der „praktizierten“ Homosexualität? Die Kirchenordnung (Verfassung, Lehre und Ordnung, VLO) ist deutlich – zumindest in der englischen Fassung: „Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche kann die praktizierte Homosexualität nicht gutheißen und betrachtet diese Handlungsweise als unvereinbar mit der christlichen Lehre.“ In der deutschen Fassung ist das etwas verändert: „Eine Mehrheit in der Kirche interpretiert die Bibel so, dass sie die Ausübung der Homosexualität nicht gutheißen kann“ (VLO Art. 161F). Ebenso können praktizierende Homosexuelle nicht ordiniert werden.
Im vergangenen Jahr haben sich in Deutschland drei Initiativen gebildet, die im Grunde alle Positionen innerhalb der EmK abdecken. Bisher ist die Debatte sachlich, aber nicht weniger drängend. Jetzt stehen zwei öffentliche Diskussionsveranstaltungen an, bei denen die Positionen geklärt werden sollen: Am 21. Februar in der EmK Berlin Tegel (Gorkistraße), am 7. März in Frankfurt (Martha-Keller-Haus). Bisher gehe ich davon aus, dass es eine faire Auseinandersetzung sein wird. Ob allerdings mehr als ein Austausch der Positionen dabei herauskommt, ist fraglich.

Denn die einzige Chance, hier weiterzukommen, ist mit Homosexuellen zu reden, anstatt über sie und ihre sexuelle Orientierung. Denn wenn es um Menschen geht, zeigt sich ziemlich schnell, dass viele Argumente in dieser Debatte – auch wenn sie vermeintlich biblisch begründet sind – schlicht menschenverachtend sind. Da ist es auch verständlich, dass viele Homosexuelle sich öffentlichen Diskussionen in der EmK lieber nicht aussetzen wollen. Zu oft haben sie die Erfahrung gemacht, dass sie diffamiert und herabgewürdigt werden.

In der aktuellen »unterwegs«-Ausgabe (3/2015) haben wir das Thema Homosexualität ausführlich aufgegriffen. Die Hefte werden bei den Foren auch verteilt.

Mehr Informationen unter http://www.emk-sozialforum.de/