Von Gott geleitet

Ein ungewöhnliches Jubiläum feiert die Zeltmission der EmK am 30. April in Laichingen: Vor 90 Jahren wurde das erste Missionszelt in Betrieb genommen. Was sich seitherverändert hat und wie die Arbeit heute aussieht, darüber hat Volker Kiemle mit dem Leiter der Zeltmission, Hans-Martin Kienle, gesprochen.

Die Zeltmission der EmK feiert 90. Geburtstag. Wie hat sich das Selbstverständnis der Kienle_HansMartinArbeit in den vergangenen Jahren verändert?
Hans-Martin Kienle: Wir sehen uns heute mehr als Unterstützer für die Gemeinden, während die Zeltmission früher mit dem Zelt das komplette Programm mitgebracht hat. Es geht also vor allem darum, dass sich die Gemeinde vor Ort aus unserem Angebot die Werkzeuge auswählt, die sie für ihre Aktion benötigt. Allerdings sind inzwischen viele Gemeinden dankbar, wenn wir ein bewährtes Programmraster zur Verfügung stellen. Das ist auch sinnvoll – man muss nicht immer alles neu erfinden und kann von anderen lernen.

»Für die Kirche. Für die Welt«, lautet der Auftrag der Zeltmission. Warum »für die Kirche«?
Hans-Martin Kienle: Wir möchten natürlich, dass unsere Kirche wächst und unsere Gemeinden einen Aufschwung erleben. Deshalb möchten wir gerne nach draußen gehen und den Gemeinden helfen, ihre Gebäude zu verlassen. Das spiegelt sich auch in dem neuen Motto der Zeltmission wieder: »think outside the box«.
Welche Angebote haben sich bewährt und welche funktionieren nicht mehr?
Hans-Martin Kienle: Die klassische Frontal-Evangelisation zum Beispiel funktioniert nicht mehr wie noch vor einigen Jahrzehnten. Was zurzeit gut funktioniert, sind Angebote, bei denen man miteinander ins Gespräch kommen kann – verbunden mit einer klaren Verkündigung, die zum Gespräch anregt. Bewährt hat es sich auch, ein großes Spektrum anzubieten. Das kann ein tolles Konzert oder eine Vernissage im Zelt sein. Daran kann man in der Verkündigung anknüpfen.

Sie sind seit 18 Jahren bei der Zeltmission und rund 90 Tage im Jahr unterwegs. Was war das einprägsamste Erlebnis in diesen Jahren?
Hans-Martin Kienle: Ein Höhepunkt waren die Übertragungen während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, wo viele Leute gekommen sind und schnell etwas Verbindendes da war. Sehr ermutigend war für mich ein Einsatz mit Kindern in Litauen, wo ich erleben durfte, wie sich die Kinder innerhalb einer Woche total verändert haben: Wir konnten diesen Kindern vermitteln, dass sie bedingungslos geliebt und angenommen sind – etwas, das viele nicht kannten. Da kann schon eine Umarmung Verkündigung sein.

Gibt es die Großevangelisation noch?
Hans-Martin Kienle: Die höchste Besucherzahl, die ich erlebt habe, waren 350 Personen. Da ist es dann eher schwierig, den Einzelnen wahrzunehmen.
Die Zeltmission ist in ganz Europa unterwegs.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Orte aus?
Hans-Martin Kienle: Zunächst dort, wo wir eingeladen werden und wo es logistisch möglich ist. Und es muss eine EmK-Beteiligung geben. Natürlich geht es auch um Sicherheit – in die Ukraine zu fahren, wäre uns im Moment zu kritisch. Auch nach Russland hatten wir schon mehrere Einladungen, aber dort ist es sehr schwierig mit der Ein- und Ausfuhr unserer Ausrüstung. Glücklicherweise müssen wir kaum eine Einladung absagen.

Wie entscheiden Sie, welches Angebot an dem Ort gemacht wird?
Hans-Martin Kienle: Wir schauen, was die Gemeinde vorhat, welche Möglichkeiten es gibt und was überhaupt realistisch ist. Meistens überschätzen sich die örtlichen Gemeinden zunächst und möchten das Zelt eine Nummer größer. Inzwischen haben wir viel Erfahrung, so dass unsere Einschätzung bisher immer gepasst hat. Wir lassen uns nicht zuletzt auch von Gott leiten, und manchmal spüre ich deutlich, dass wir doch das größere Zelt aufbauen sollen.

90 Jahre ist ein ungewöhnliches Jubiläum. Warum wird jetzt gefeiert?
Hans-Martin Kienle: Vor zwei Jahren haben wir unseren Neubau eingeweiht und festgestellt, dass es für alle sehr schön ist, hier zu feiern. Hinzu kommt, dass ein Großteil unserer rund tausend regelmäßigen Unterstützer älter ist und einige vielleicht in zehn Jahren nicht mehr kommen können. Deshalb haben wir beschlossen, dieses Jubiläum zu feiern. Wir haben uns das Ziel gesetzt, in den kommenden fünf Jahren 500 neue Freunde zu gewinnen. Denn wir sind überzeugt, dass die Zeltmission unseren Gemeinden noch viel mehr dienen kann – gerade auch bei neuen Projekten wie etwa Fresh-X.

Was erwartet die Besucher am 30. April?
Hans-Martin Kienle: Start ist mit einem offenen Mittagessen, an das sich um 14 Uhr eine Feierstunde mit Bischöfin Rosemarie Wenner anschließt. Danach wird unser neu gestaltetes Zelt-Container-Design offiziell vorgestellt, und es gibt verschiedene Angebote auch für Kinder – unter anderem einen Riesen-Kicker und eine Vorführung mit Klaus Schopf. Abschluss ist mit einer Aussendungsfeier zum Start der neuen Zelt-Saison.

Was verbindet die Mitarbeiter der Zeltmission, auch wenn sie unterwegs sind?
Hans-Martin Kienle: Uns verbindet auf jeden Fall unsere Berufung – wir haben alle ganz klar den Auftrag von Gott bekommen, bei der Zeltmission mitzuarbeiten.
Ganz praktisch in Verbindung bleiben wir über Telefon und E-Mail.

Das Jubiläum beginnt am 30. April um 11.30 Uhr.
www.evangelisationswerk.de

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