Obwohl es viele andere Themen gibt, wird – wie schon 2012 – auch 2016 der Umgang mit Homosexualität großes mediales Interesse wecken. Zugleich beschäftigt sich die Konferenz mit vielen weiteren Themen, die zentral sind für die Mission der Kirche. Patrick Streiff, Bischof der EmK in Mittel- und Südeuropa, hat die wichtigsten zusammengestellt.
Homosexualität
Seit rund 40 (!) Jahren wird dieses Thema an jeder Generalkonferenz sehr kontrovers diskutiert. Die Sozialen Grundsätze enthalten im Abschnitt über »Menschliche Sexualität« unter anderem die Sätze: »Obwohl Sexualität zu jedem Menschen gehört, ob verheiratet oder nicht, finden sexuelle Beziehungen nur innerhalb des Bundes einer monogamen, heterosexuellen Ehe volle Zustimmung. … Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche duldet keine praktizierte Homosexualität und betrachtet diese Handlungsweise als unvereinbar mit der christlichen Lehre.« Im Teil über ordinierte Dienste wird gesagt, dass selbstbekennende, praktizierende homosexuelle Menschen nicht in den hauptamtlichen Dienst der EmK aufgenommen werden dürfen.
Der Generalkonferenz 2016 liegen nahezu 100 Petitionen zu diesem Themenbereich vor. Die Bandbreite von Petitionen reicht von voller Gleichberechtigung homosexueller Menschen und Ausweitung des Ehebegriffs bis zu einer Verschärfung der Strafbestimmungen. Je nach eigener Überzeugung sieht man drohend schwarze Gewitterwolken einer Kirchenspaltung, einer Vielzahl kostspieliger und lähmender Disziplinarverfahren oder einer Sperrung des Geldhahns für gesamtkirchliche Ablieferungen am Horizont aufziehen.
Viele Jährliche Konferenzen in den USA haben aber über die letzten Jahre gelernt, gegenseitig wertschätzend mit unterschiedlichen Meinungen den Auftrag der Mission Gottes gemeinsam weiterzuführen. Dieser gemeinsame Weg prägt auch manche neueren Vorschläge, die der Generalkonferenz vorliegen werden.
Sie beabsichtigen, die bisherige Überzeugung weiterhin als die traditionelle Überzeugung der Kirche festzuhalten, aber die Strafbestimmungen zu streichen und wie in allen übrigen Situationen die Entscheidung über Ordination in der Verantwortung der Jährlichen Konferenzen zu belassen.
Weltweite Kirche
Die Generalkonferenz 2012 hat deutliche Akzente gesetzt, um bewusster eine weltweite Kirche zu leben und nicht nur eine US-Kirche mit Ablegern in anderen Weltgegenden zu bleiben. Dazu gehört ein liturgischer Text über den weltweiten Bund, den Methodisten bilden.
Das gemeinsame Beten dieser Liturgie soll dazu beitragen, den nötigen Kulturwandel in der Kirche zu stärken.
Die Generalkonferenz 2012 hat einen großen Arbeitsauftrag erteilt, die weltweite Kirchenordnung so zu überarbeiten, dass deutlich wird, welche Teile weltweit gelten sollen und welche Teile von Zentralkonferenzen auf ihre regionalen Gegebenheiten angepasst werden können. Der Generalkonferenz 2016 wird ein Entwurf für wesentliche Teile der Kirchenordnung vorliegen.
Wenn die Generalkonferenz den Entwurf bestätigt, wird er 2017 allen Jährlichen Konferenzen zur Konsultation zugesandt. Bis zur Generalkonferenz 2020 soll dann eine beschlussreife Vorlage über die gesamte Kirchenordnung vorliegen.
Die EmK in Afrika wächst sehr schnell. Sie ist unterteilt in drei Zentralkonferenzen mit zwölf Bischöfen und einer Bischöfin. Doch die Zentralkonferenzen umfassen riesige Gebiete und sind kaum funktionsfähig.
Die Anzahl der Bischöfe sollte erhöht werden. Deshalb wird der Generalkonferenz ein umfassender Plan vorgelegt, damit unter vorwiegend afrikanischer Beteiligung bis zum Jahr 2020 entschieden wird, wie viele Zentralkonferenzen gebildet werden sollen und wie nach 2020 eine Aufteilung auf insgesamt 18 statt nur 13 Bischofssprengel aussehen soll.
Die Generalkonferenz 2012 hat in Auftrag gegeben, die Sozialen Grundsätze zu überarbeiten mit dem Ziel, dass sie deutlicher die biblische Grundlegung, das methodistische Profil und die weltweite Geltung zum Ausdruck bringen. Anhörungen in den verschiedenen Regionen der Welt haben dazu Vorarbeit geleistet. Die Arbeit an einer Neufassung wird in den kommenden vier Jahren weitergehen und soll der Generalkonferenz 2020 zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Im Jahr 2024 soll dann zum ersten Mal eine Generalkonferenz außerhalb der USA stattfinden, voraussichtlich in Manila, Philippinen.
Strukturfragen
Manchen Delegierten und Beobachtern blieb nach der Generalkonferenz 2012 nur in Erinnerung, dass am letzten Tag eine schon beschlossene große Strukturveränderung der gesamtkirchlichen Behörden vom Rechtsrat der Kirche als verfassungswidrig zurückgewiesen wurde. Ein Kreis von Einzelpersonen wird nun der Generalkonferenz 2016 eine veränderte Neuauflage einer solchen Strukturveränderung wieder zur Entscheidung vorlegen. Aus Jährlichen Konferenzen in Texas kommt überdies der Vorschlag, die USA sollten eine Zentralkonferenz werden.
Unter Leitung des »Connectional Table«, einer Art gesamtkirchlichem Kirchenvorstand, wird allerdings ein anderer Weg vorgeschlagen: Die EmK möge an der Generalkonferenz 2016 auf Strukturveränderungen verzichten und dafür in gemeinsamem Beratungsprozess während der kommenden vier Jahre sowohl die Bildung von einer oder mehrerer Zentralkonferenzen in den USA als auch eine Reorganisation des »Connectional Table« mit größerer weltweiter Beteiligung vorantreiben. Damit ergäbe sich die Möglichkeit, dass die verschiedenen Prozesse hin zu einer bewusst weltweit gestalteten Kirche aufeinander abgestimmt und in größerer Einheit vorangebracht werden könnten.
Finanzen
Die gesamtkirchlichen Finanzen werden bisher fast ausschließlich von den USA getragen. Nur beim Bischofsfonds beteiligen sich die außeramerikanischen Zentralkonferenzen an den Kosten. Allerdings umfassen die gesamtkirchlichen Dienste zu einem großen Teil Dienstleistungen in und für die EmK in den USA.
Auch hier soll in den kommenden vier Jahren durch die Arbeit an einer weltweiten Kirchenordnung eine Klärung entstehen, was US-spezifisch und was weltweit ist.
Bereits jetzt soll die Generalkonferenz 2016 aber über eine Ausweitung der Unterstützung durch Zentralkonferenzen an gesamtkirchlichen Kosten entscheiden.
So sollen Beiträge zusätzlich zum Bischofsfonds auch für den allgemeinen Verwaltungsfonds (»General Administration Fund«) erhoben werden. Die Beiträge sind abhängig von den Mitgliederzahlen und der Finanzkraft eines Landes. Der neue Beitragsschlüssel hat zu Tage gefördert, dass die EmK in Europa schon bisher höhere Beiträge pro Mitglied geleistet hat als die USA. Deshalb wird keine zusätzliche Belastung auf die europäischen Jährlichen Konferenzen zukommen.
Informationen über die Generalkonferenz sowie die Petitionen sind im Vorfeld abrufbar unter
www.umc.org/topics/general-conference-2016