Wie gerne haben wir es geglaubt, das Märchen vom guten Auto: War der Diesel früher das Symbol für die Dreckschleuder schlechthin, so galt er seit ein paar Jahren als sauber und umweltfreundlich. Der VW-Skandal hat diesen Kinderglauben ins Wanken gebracht. Wir müssen erkennen: Autos sind per se umweltschädlich – von der Produktion über die Abgase bis zur Verschrottung.
Wir übersehen gerne die wahren Kosten der Auto-Mobilität: Jeden Tag werden in Deutschland bei Verkehrsunfällen mehr als 1.000 Menschen verletzt, 190 davon schwer. Zehn Menschen sterben jeden Tag auf Deutschlands Straßen. Alle 18 Minuten kommt ein Kind unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden, 71 Kinder starben im vergangenen Jahr.
55 Millionen Autos verpesten hierzulande die Luft. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als drei Millionen Neuwagen zugelassen, den größten Zuwachs gab es bei den Geländelimousinen und Geländewagen. Die Spritfresser haben sich zur beliebtesten Fahrzeugklasse entwickelt. Der VW-Skandal wäre eine Chance, sich diesen Irrsinn einzugestehen und neue Wege zu gehen. Ideen und Innovationen gibt es genug – auch solche, die Arbeitsplätze schaffen oder erhalten. Allerdings müssten dann auch wir Autokäufer von den geländegängigen PS-Boliden auf sparsamere Wagen umsteigen. Die Politik könnte schon mal vorausgehen und den öffentlichen Nahverkehr entschlossen ausbauen – statt immer mehr Straßen zu bauen.
Volker Kiemle