»Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft« – unter diesem Titel steht im Internet eine Karte, auf der alle bestehenden und geplanten Asylbewerberunterkünfte in Deutschland eingetragen sind. Nutzer sind aufgerufen, fehlende Adressen zu ergänzen.
Nun sind die Standorte nicht geheim; Anwohner werden immer informiert, wenn eine Unterkunft eingerichtet werden soll. Dennoch zeigt die Karte, dass Fremdenfeindlichkeit in unserem Land längst eine besorgniserregende Qualität erreicht hat. Aus fremdenfeindlichen Worten werden mehr und mehr Taten. In Freital nahe Dresden marschieren seit Wochen Asylgegner vor die Asylantenunterkunft am Ort. Am 16. Juli brannte im oberbayerischen Reichertshofen eine geplante Unterkunft für Asylbewerber nieder. Auch sie war auf der erwähnten Karte eingezeichnet. Eine diffuse Angst vor Fremden treibt die »Pegida«-Anhänger seit Monaten auf die Straße.
Wir können nicht alle aufnehmen, sagte Kanzlerin Angela Merkel einem jungen Mädchen aus dem Libanon, das gerne hier bleiben und studieren möchte, das aber von der Abschiebung bedroht ist. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 170.000 neue Asylanträge gestellt. Selbst wenn wir so viele Menschen in den nächsten 30 Jahren jährlich aufnähmen, würde die Bevölkerung Deutschlands schrumpfen – und damit unser Wohlstand. Angst ist da ein schlechter Ratgeber.
/kie