»Wahrnehmen, was da ist«

Superintendent Stephan RingeisVom 27. bis 31. Mai tagte die Ostdeutsche Jährliche Konferenz in Plauen unter dem Thema »Wegen Inventur geöffnet«. Dabei hatte ich Gelegenheit, mit dem Zwickauer Superintendent Stephan Ringeis über das Konferenzthema und seinen Bericht an die OJK zu reden. Er rät zu einem wertschätzenden Blick auf die Gemeindewirklichkeit – und dazu, die richtigen Fragen zu stellen.

Während allenthalben über den Schwierigkeiten geklagt wird, haben Sie in Ihrem Bericht an die OJK viele Mut machende Beispiele aus Gemeinden genannt. Wie waren da die Reaktionen?
Stephan Ringeis: Mich haben einige Leute angesprochen. Sie haben sehr positiv wahrgenommen, dass in vielen kleinen und auch größeren Gemeinden sehr erfreuliche Dinge geschehen. Die Menschen suchen neue Wege, bringen diakonische Projekte voran und stellen sich anderen Lebensformen.

Ist diesen Gemeinden auch bewusst, dass sie solche besonderen Pfunde haben?
Stephan Ringeis: Das ist unterschiedlich. Ein Großteil der Gemeinden weiß das und nimmt wahr, dass etwas gelungen ist und sie gesegnet sind. Es gibt aber auch Gemeinden, die das nicht wahrnehmen, was Gutes bei Ihnen geschieht. So berichte ich von mehreren Gemeinden, sich einer Gemeindeberatung unterzogen haben. Die haben sich gegenseitig gesagt, was sie an den anderen schätzen – das sorgt für Aha-Erlebnisse. Man sieht eher das, was fehlt, als das, was da ist.

Sie reden auch von den »falschen Fragen«, die wir uns in den Gemeinden oft stellen. Was wären richtige Fragen?
Stephan Ringeis: Wir sollten danach fragen, was uns bis jetzt im Glauben gestärkt hat und was Menschen erreicht hat – auch außerhalb der Kirche. Dabei geht es nicht um Größe, die kleinen Dinge sind oft die Samenkörner dessen, was wachsen kann. Das sollte man pflegen und nicht nach den Sternen greifen und meint, es müsste immer etwas ganz Großes geschehen.

Wie kann diese Pflege gelingen?
Stephan Ringeis: Indem man Inventur macht und dankbar auf das schaut, was da ist. So, wie Paulus,der seinen Brief an die Phlipper mit dem Dank für die Gemeinde beginnt und dann auch dafür betet, dass das weiter wächst. Wir haben immer etwas, und daraus kann etwas werden.

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