Kirche mit neuem Betriebssystem

Drutkowski_Frank KopieSwen Schönheit, Pfarrer der EKBO, hielt das Referat am Samstag

„Braucht die Kirche einen Systemwechsel?“ fragte Swen Schönheit (rechts) im theologischen Referat auf der NJK. Schönheit, der als Pfarrer in der evangelischen Apostel-Petrus-Gemeinde im Berliner Norden arbeitet und in der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche als theologischer Referent tätig ist, übertrug dafür ein technisches Bild aus der Computertechnik auf die Kirche: „Wenn das Betriebssystem kaputt ist, dann nützen die besten Programme nichts. Deshalb müssen wir das Betriebssystem für unsere Arbeit genauer in Augenschein nehmen.“

Chancen in der Krise: „Wir müssen uns bekehren“

Offensichtlich befänden sich die Kirchen in Deutschland in einer Krise. Sie seien immer weniger in der Lage, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Das mache sich als „Strukturkrise, Akzeptanzkrise und als Relevanzkrise“ bemerkbar. Die Strukturkrise zeige sich darin, dass Kirchengebäude und kirchliche Strukturen immer weniger bezahlbar seien und Pastorinnen und Pastoren „Mangelware“ seien. Zudem seien die Kirchen immer weniger akzeptiert als Ansprechpartner der Menschen für ihre spirituellen und religiösen Fragen. Außerdem verliere die Kirche nach und nach ihre eigene Identität. Deshalb sei sie kaum noch relevant in der Wahrnehmung der Menschen.

Krisen bergen aber auch Chancen. Jesus baue seine Gemeinde auch heute noch, und er habe ihr auch heute noch etwas zu sagen. Es stelle sich dabei die Frage: „Hören wir, was Jesus heute seiner Gemeinde sagt?“ Vielleicht müsse sich „gar nicht die Welt bekehren, sondern wir!“. Es sei Zeit für einen grundlegenden Systemwechsel, „nicht um die Gemeinden der Zeit anzupassen“, so Schönheit, „sondern um sie Jesus zurückzugeben, damit er sie neu bauen könne“. Dafür sei ein Systemwechsel nötig, indem Gemeinden sich nach außen orientieren und konsequent „missional“ leben. Außerdem müsse der Fokus der Gemeindearbeit auf Vervielfältigung statt auf Versorgung liegen. Das gelinge, wenn Gemeinde ihre Hoffnung nicht auf Eigenleistung setze, sondern auf den Heiligen Geist.

Pastor Frank Drutkowski hob in seiner Bibelarbeit über die Erzählung des „Brotwunders“ (Markus 6,30-44) hervor, dass das Wunder selbst nicht genau beschrieben werde. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Jünger alles bei Jesus abgäben, was sie in der Hand hätten. Eine Gemeinde müsse alles abgeben und Jesus hinhalten, damit er sie neu in Dienst nehmen könne. Jesus lege das Brot dann gebrochen in die Hände der Jünger zurück. Das Wunder geschehe im Moment der Verteilung und sei eine Aufforderung, zu geben, was wir im Moment noch nicht haben.

Uwe Hanis

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